Heute bin ich auf den Tag genau seit einen Monat hier in Japan bei meiner Frau und den Kindern.

Was meine Frau, die Kinder und ich bisher so erlebt und durchlebt haben, dass könnt ihr in den vorherigen Beiträgen ja nachlesen. :-)

Fazit bis hierhin: bisher war es ein aufregender, ereignisreicher, toller Anfang. Natürlich gab es auch ein paar negative Momente, denn auch in Japan ist selbstverständlich nicht alles Gold was glänzt. Außerdem gibt es eine Menge Dinge, an die ich mich wohl nie gewöhnen werde, aber das soll mich vorerst nicht weiter belasten.

Achja, ich warte immer noch auf Rückmeldung von meinem ersten echten Vorstellungsgespräch, dass jetzt über eine Woche her ist. Keine Ahnung, ob das jetzt ein gutes oder schlechtes Zeichen ist. Midori meint, dass wäre ein gutes Zeichen, allerdings habe ich es in Deutschland auch schon erlebt, dass Firmen sich wirklich lange Zeit lassen (bis zu mehreren Monaten, weil sie z. B. die Unterlagen verlegt/vergessen/verschlampt haben) bis sie eine Rückmeldung geben. Naja, wollen mal sehen was die kommende Woche so hergibt.

Am Freitag war ich übrigens zum ersten Mal bei einem japanischen Zahnarzt bzw. in einer japanischen Zahnarztpraxis. Auch hier gilt übrigens: Straßenschuhe werden im Vorraum/Flur gegen Galoschen/Schlappen/Hausschuhe eingetauscht.

Danach ging’s zur Anmeldung, schnell noch einen (multiple choice) “Fragebogen” (Wie ist ihr Name? Welche Schmerzen haben sie? Wie lässt sich der Schmerz beschreiben? Haben Sie Allergien? Sind Sie schwanger? Haben Sie gerade Ihre Periode? etc.) ausgefüllt und im “Wartezimmer” (aka derselbe Flur, in den man reinkommt und wo auch die Anmeldung ist; Japan ist halt “eng” und Platz ist Mangelware) Platz genommen. Statt Magazinen, Zeitschriften oder Zeitungen gibt es hier übrigens Manga (also Comicbücher) zum Lesen, während man wartet.

Nach ca. 10 Minuten wurde ich dann auch schon aufgerufen. Midori war übrigens mit mir zusammen da, was eine große Hilfe war. Ich meine, ich verstand zwar 66% von dem, was der Zahnarzt so sagte, und konnte auch ca. 50% des Fragebogens lesen, aber mit ihrer Hilfe geht es dann doch alles etwas einfacher. Zahnarztjapanisch ist dann doch noch mal ein bisschen anders als Schul-/Uni- oder Alltagsjapanisch.

Zahnarzt

Apropos anders: anders als in Deutschland gibt es hier nicht separate Behandlungszimmer, sondern es gibt einen großen Behandlungsraum, und die Patienten (in diesem Fall: 4 bis 6 gleichzeitig) sind durch Vorhänge voneinander getrennt. Man würde jetzt denken, dass man da groß mitkriegt, was bei den anderen Patienten abgeht, aber obwohl man durchaus hier und da Gespräch belauschen kann, ist man eigentlich doch zu sehr auf seine eigenen Schmerzen fixiert.

Der für mich zuständige Arzt, einer von mehreren verfügbaren, war ein Mit30er, sehr sehr nett und sehr professionell. Kurz noch ein Röntgenbild im extra Fotoraum gemacht, was dann keine 5 Minuten später direkt auf den Flachbildschirm (mit Touchscreenfunktion!!!!), der über/vor meinem typischen Zahnarztpraxispatientenstuhl hing, dargestellt wurde.

Zahnarzt Flachbildschirm

Fauler Zahn, nichts mehr zu retten, da müssen die Nervenenden abgetrennt werden, meinte der Doc nur nüchtern. Tja, machste nix. Große Panik wegen der scheiß Spritze machte sich bei mir breit, allerdings völlig unbegründet. Die sind hier sehr clever, was das Betäuben angeht. Zunächst wird ein Wattbausch/eine Watterolle mit diesem Betäubungszeug eingeweicht und dann im Mund an die passende Stelle gelegt. Das betäubt dann dort schon mal von außen die Nervenbahnen. Nach 5 Minuten ist es dann überhaupt kein Problem mehr völlig schmerzfrei den Rest und die tief liegenden Nerven mit der großen Spritze zu betäuben. Grandios. Das allergeilste an der Betäubung war jedoch, dass sie, anders als ich es von deutschen Zahnärzten kenne, nicht mein komplettes Gesicht oder eine Gesichtshälfte betäubt hat (so dass man für Stunden nicht richtig sprechen oder essen kann), sondern dass wirklich nur der von der OP betroffene Teil betäubt war. Und die Betäubung hielt auch nur für ca. eine Stunde. Sehr effektiv.

Danach ging’s dann zur “Kasse” (selbe Person, die auch die Anmeldung macht), wo ich eine gute hand voll Anti-Schmerzpillen und eine Rechnung von knapp 35 Euro in die Hand bekommen habe. Den Rest übernimmt meine Krankenversicherung. Sweet. Midori meinte dann auch, dass die OP nur deshalb so teuer war, weil ich a) zum ersten Mal hier bei diesem Arzt war und b) weil ein Röntgenbild gemacht werden musste. Andernfalls wäre ich mit 5 bis 10 Euro dabei gewesen. (Für die, die es in meinen vorherigen Einträgen evtl. überlesen haben: das Krankenversicherungssystem hier in Japan ist dem in Deutschland sehr ähnlich, allerdings bezahlt man hier in der Regel bis zu 30% der Kosten selbst, und den Rest übernimmt dann die Krankenkasse.)

Nächster Termin: Montag Morgen, 9:40 Uhr.

Gestern, Samstag 22.10., war ein normaler Samstag, würde ich mal sagen. Während Sasuke Nachmittags zu einem VHS-ähnlichen Kurs für “Mathespaß mit dem Abakus” war, waren Midori, Hikaru und ich in einem Park in der Nähe und haben das Klettergerüst dort erklommen.

Klettergerüst 1

Klettergerüst 2

Klettergerüst 3

Heute, Sonntag 23.10., war dann ein besonderer Tag für die Kinder. Schule!!!! (Dafür ist Montag frei.)

Wie jetzt, Schule auf einem Sonntag? Ganz einfach gesagt, es war ein Tag der offenen Tür für die Eltern, die unter der Woche keine Zeit haben und arbeiten müssen. Als Eltern konnte man den Unterricht seiner Kinder besuchen und sich anschauen, wie die Kinder z. B. im Matheunterricht das kleine Einmaleins durch nehmen. Außerdem haben viele Lehrer mit ihren SchülerInnen extra für den heutigen Tag kleine Referate über zuvor im Unterricht behandelte Themen einstudiert und vorgetragen. War mal ganz interessant anzusehen.

Als Highlight des Tages gab es dann ein Konzert aller Kinder aller Stufen: Klasse 1 bis 6; Grundschule in Japan ist vom 1. bis zum 6. Schuljahr, erst danach geht es auf eine weiterführende Schule. Außerdem gibt es hier kein 3gliedriges Schulsystem, sondern nur ein 1gliedriges - der Name und Ruf der weiterführenden Schule sind hingegen sehr wichtig, aber das wird jetzt echt zu kompliziert, das alles zu erklären.

Sobald ich ein paar Bilder vom heutigen Tag habe, werde ich sie hier ergänzen.

Ich muss sagen, ich war recht beeindruckt wie gut diese 6 bis 13jährigen Singen und Musizieren können. Das klang wirklicht gut für den Großteil der Vorstellung. Was hingegen ein totaller Reinfall und absolut Mist war, dass war das “Gitarrensolo” des Schuldirektors. Gott, so ein lahmes und langweiliges Lied auf einer Akkustikgitarre habe ich ja noch nie erlebt. Die Kindergruppen vor ihm haben mit ihrem Gesang die ganze Sporthalle eingenommen, aber er hat es echt geschafft trotz Mikrophon und Verstärker leiser zu spielen als taubstumme Pantomimen in der Innenstadt. Grauenhaft. Schrecklich.

Nach dieser Schnarchnase sind Midori und ich dann nach Hause gegangen, wo wir uns eigentlich vorbereiten wollte um auswärts Mittag essen zu gehen, aber in genau dem Augenblick rief uns dann einer der Lehrer an, dass wir doch bitte Hikaru abholen sollten. Die Arme hat sich ausgerechnet heute nach der Musikgala eine Erkältung eingefangen und liegt zur Zeit mit Fieber im Bett. Morgen wird Midori sie dann erst mal zum Arzt bringen, während ich beim Zahnarzt mich noch mal mit Betäubungsmittel vollpumpen lassen darf.

In diesem Sinne, schönen Sonntag noch.